Ich hatte gestern das Missvergnügen mir auf der Viennale das jüngste Werk des deutschen Regisseurs Romuald Karmakar – „Between The Devil and The Wide Blue Sea“ – zu Gemüte zu führen.
Dieser Film ist völlig entbehrlich.
Es werden darin etliche Gegenwartsakteure der elektronischen Musik, zum Beispiel T.Raumschmiere, Cobra Killer, Alter Ego oder Tarwater gezeigt. Das Ganze ist in mehrere ~3-5 minütige Plansequenzen von oft starren, oft minimal bewegten Großaufnahmen der Musiker hinter ihren Geräten beziehungsweise beim Agieren aufgeteilt. Die Sequenzen ergeben sich meines Erachtens nach aus der Länge der gespielten Stücke, nur selten dass eine Aufnahme über einen Liedwechsel hinausgeht.
An den Großaufnahmen habe ich mich spätestens nach dem dritten Wechsel satt gesehen, es ist nicht klar, soll das – mitunter negativ ins Bild gesetzte, teilweise tollpatschige – Wirken der Akteure eine Kritik an der Musik darstellen? Doch dafür reicht der Film bei Weitem nicht, denn er gibt zum Einen ganz unterschiedliche Teile einer Szene (ist es überhaupt eine(!) Szene?) wieder und zum Anderen sind die Ausschnitte der Szenerie dermaßen wahllos und kleinteilig gewählt, dass es als Kritik nicht ausreicht. Doch was ist dann das Konzept?
Auf die Frage danach und nach der Auswahl der dargestellten Musiker/Musikerinnen antwortete der Regisseur in einer unschlüssigen Art und Weise. Und genau so unschlüssig wird der Kinosaal auch vom Zuschauer verlassen.
Für mich ist es ist eine langatmige, wahllose(!) Aneinanderreihung von schlecht ins Bild gesetzten Menschenportaits mit Musikuntermalung.
Könnte auf Zeitraub geklagt werden, dieser Film würde eine hervorragende Gelegenheit dazu bieten!
Update 2006-03
In der springerin vom Winter 2006 ist eine doppelseitige Abhandlung über den Film zu lesen, ihr Verfasser ist nicht meiner Meinung. Nachlesen!
Nichtsdestotrotz kann mich der Artikel mit seiner Sichtweise nicht umstimmen. Dass ein Musiker beim gleichbleibenden Rhytmus eines Stückes elektronischer Musik seine Mimik einmal pausieren lässt, sollte uns nicht verwundern. Sofern ein Mensch über einige Minuten in Großaufnahme beobachtet wird, ergeben sich zwangsläufig negativ akzenutierte Eindrücke. Meines Erachtens werden in diesem Artikel langatmige, eigenwillige, vielleicht noch technisch interessante Sequenzen als außergewöhnlich dargestellt, was für mich den Schluss übrig lässt, dass Filmkritik sich in einer informationsüberfrachteten, eindrucksstarken Zeit an Nebensächlichem aufgeilen muss.
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